RAUM GENUG – FREIGEWORDENE POTENTIALE NUTZEN – KLIMAFREUNDLICH WOHNEN IM ALTER

In unseren Städten und Siedlungen gibt es viel ungenutzten Wohnraum, da ältere Personen mit Hauseigentum meist im Eigenheim bleiben, auch wenn die Kinder aus dem Haus sind und dann zu zweit oder auch allein ein ganzes Einfamilienhaus bewohnen. Diese Häuser sind oft in energetisch schlechtem Zustand. Dieses schlummernde Potential zu nutzen könnte die Wohnungsnot in Deutschland klimafreundlich beheben. Würden nur 10% der Einfamilienhäuser um eine Wohneinheit ergänzt werden, ergäbe das 1,6 Mio. neue Wohneinheiten. „Praktisch ohne Versiegelung, ohne neue Infrastruktur – und die energetische Ertüchtigung wird bei dem Umbau zu einer Sowieso-Maßnahme.“ In Grafrath hat der AK Energiewende ein Potential von 400 Häusern identifiziert.

 

Besonderheiten des Projekts

Ziel des Projektes ist es, durch Beratungsangebote und aktive Ansprache und Unterstützung ungenutzten Wohnraum (ältere/alte Personen allein oder zu zweit im Einfamilienhaus) zu aktivieren, indem zusätzliche Wohneinheiten in den Häusern geschaffen werden und gleichzeitig die Häuser energetisch zu sanieren. Alte Personen können so in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, bekommen neue Kontakte und ggf. Hilfe. Gleichzeit wird dringend benötigter Wohnraum geschaffen bei viel geringeren klimaschädlichen Auswirkungen als im konventionellen Neubau und die Energiebilanz der Gebäude wird verbessert.

Der AK Energiewende ermutigt durch das Projekt „Raum genug“ EFH-Besitzer*innen im Rahmen verschiedener Angebote wie Infoveranstaltungen, Ausstellungen, Orientierungsberatung (siehe Projektpräsentation), Unterstützung durch Beratungsnetzwerk, Beratung der politischen Gemeinde, etc. die eigene Wohnsituation zu reflektieren, ihre Bedürfnisse für die Zukunft zu formulieren, Lösungen zu entwickeln (Umzug, Wohnen für Hilfe, Hausumbau, etc.) und diese umzusetzen. Damit wird die Nutzung bestehender Gebäude verbessert und die CO2-Emissionen pro Person reduziert, es wird vorhandener Wohnraum für neue Bedürfnisgruppen zugänglich gemacht und für die aktuellen Bewohner*innen barrierefrei umgebaut. In der Regel geht ein EFH-Umbau auch mit einer energetischen Sanierung einher, wodurch sich auch die absolute Klimabilanz des Gebäudes verbessert.

Das Etablieren einer Orientierungsberatung als feste Einrichtung der Gemeinde ist das langfristige Ziel des Projekts.

Projekterfolge und Meilensteine

Phase1: Problembewusstsein entwickeln Analyse der Ausgangslage
Untersuchung des Status Quo in Grafrath

Phase 2: Netzwerk aufbauen
mit Architekt*innen, Handwerker*innen, Finanzinstituten, Fachabteilungen, Expert*innen

Phase 3: Zielgruppe sensibilisieren
Um die Zielgruppe für die Möglichkeiten der Schaffung von Wohnraum in vorhandenen EFH zu sensibilisieren ist der AK Energiewende eine Kooperation mit Architects for future und der Technischen Hochschule Rosenheim eingegangen. Im Rahmen einer Semesterarbeit haben Studierende des 7. Semesters Architektur der Technischen Hochschule Rosenheim Anfang 2023 in Zusammenarbeit mit den Hausbesitzer*innen für zehn real existierende Einzelhäuser in Grafrath Entwurfsideen für neue Wohnkonzepte erarbeitet, um mehr Wohnraum zu schaffen.

Der Arbeitskreis Energiewende hat sämtliche Entwürfe auf ihre Umsetzbarkeit unter den herrschenden baurechtlichen Rahmenbedingungen abgeklopft. Dabei wurde eine Liste erarbeitet mit Regelungen, die eine Umsetzung momentan meist unmöglich machen, dazu zählen z.B. geltende Stellplatzverordnungen, Abstandsflächenregelungen u.a.m. Durch Grafraths Bürgermeister Markus Kennerknecht wurde der Planungsverband äußerer Wirtschaftsraum München damit beauftragt, Lösungsmöglichkeiten als Entscheidungsgrundlage für die Gemeinderatsmitglieder zu erarbeiten. Außerdem wurden vom Arbeitskreis Energiewende Kernpunkte für einen Leitfaden für klimagerechtes Bauen für Bauherr*innen und Kommunen formuliert. Der Leitfaden soll unter Einbeziehung der Expertise von Baufirmen, Energieberater, Banken u.a.m. eine praxisnahe Hilfe für Bauherr*innen und Kommunen bei Wohnraummobilisierung werden.

Phase 4: Weiterführende Angebote konsolidieren und schaffen
Neben dem Umbau von EFH gibt es noch viele weitere Möglichkeiten wie Wohnraum besser genutzt und die Situation für ältere Bewohner*innen verbessert werden kann. Dazu zählen u.A. das landesweite Projekt „Wohnen für Hilfe“ oder der Umzug in Wohngenossenschaften. Teilweise werden diese Möglichkeiten schon vom Landkreis Fürstenfeldbruck unterstützt. Das Ziel ist eine landkreisweite Struktur für die Beratungsangebote aufzubauen.

Phase 5: Orientierungsangebote für das Wohnen im Alter entwickeln
Basierend auf den Unterlagen des Projekts „Lebensräume“ wurden Kernpunkte für eine Orientierungsberatung formuliert. In einem ersten Pilotprojekt wird dieses Konzept aktuell in der Praxis erprobt. Ein Entwurf für den Umbau eines Bestandsgebäudes zur Schaffung von Wohnraum wurde erstellt.

Phase 6: Intensivieren

  • Stärkung der übergemeindlichen Zusammenarbeit
  • Einführung eines umfassenden Flächenmanagements, d.h. Nutzung und Befüllung der Flächenmanagementdatenbank um eine gezielt Ansprache der Zielgruppen zu ermöglichen
  • Etablieren der Orientierungsberatung als feste Einrichtung der Gemeinden bzw. des Landkreises
  • Grundsatzbeschluss der Gemeinde in Form eines Leitfadens zur klimafreundlichen Innenentwicklung
  • Verstärkung der Kommunikation durch Erstellen einer Projekt-Webseite sowie weiterer geeigneter Kommunikationsformen
Projektbeteiligte und Kooperationspartner*innen

Projektträger:
Agenda 21, AK Energiewende, Gemeinde Grafrath

Beteiligte:
Architects for future
TH Rosenheim
Yvonne Toepfer, Architektin

Kooperationspartner:
BYAK, VR BANK, Landratsamt FFB

Status
abgeschlossen
Zeitraum
Oktober 2021 – heute 2024
Art des Projekts
operatives Projekt
Handlungsfelder