Wege machen Landschaft – landschaftsbezogenes Wegekonzept für den Münchner Grüngürtel

Konzept zur funktionalen und ästhetischen Erschließung der vielfältigen Landschaftsräume des Münchner Grüngürtels

Wege rhythmisieren im Zusammenspiel mit dem Gelände, der Vegetation und gebauten Strukturen das Erleben von Landschaft: Sie fädeln Bilder auf, leiten weich über oder erzeugen überraschende Kontraste. Das Konzept beantwortet die Frage: Wie können die Stadtrandlandschaften rund um München erlebt werden – mit ihren neuen wie historischen Elementen und Strukturen, mit ihren alltäglichen Schönheiten, Brüchen und Eigenarten? Und wie entsteht Schritt für Schritt ein Bewusstsein für den Wert dieser Landschaften und den Grüngürtel insgesamt?

Die Landschaftsarchitekten Börries von Detten und Hendrik Schultz haben im Auftrag der Landeshauptstadt München ein Wegenetz für den Münchner Grüngürtel entworfen, das intensives Landschaftserleben ermöglichen und damit zur Wertschätzung der landschaftlichen Qualitäten beitragen kann. Mit dieser explizit landschaftlichen Orientierung werden bestehende Konzeptionen und Planungen zur Verbesserung des Fuß- und Radwegenetzes, die bisher vor allem an verkehrsplanerischen Effizienz-, Sicherheits- und Bequemlichkeitsgesichtspunkten ausgerichtet sind, um eine ästhetische Komponente ergänzt. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Wachstums von Stadt und Region werden im Grüngürtel zukünftig mehr Menschen nach Bewegungs- und Entspannungsmöglichkeiten suchen. Indem die Studie die landschaftsbezogene Erholung auf und an den Wegen in den Mittelpunkt stellt, leistet sie wichtige STRATEGISCHE BEITRÄGE FÜR DIE SICHERUNG UND WEITERENTWICKLUNG DES GRÜNGÜRTELS ALS MULTIFUNKTIONALE GRÜNE INFRASTRUKTUR. Ein verbindendes System gut erschlossener Landschaftsräume am Stadtrand ist zentral für die Lebensqualität und für die gelungene VERNETZUNG MIT DEN NACHBARGEMEINDEN.

Die Studie arbeitet die Gegebenheiten und Qualitäten des Münchner Grüngürtels für ein landschaftsbezogenes Wegesystem heraus und formuliert die gestalterischen und funktionalen Anforderungen an ein solches. Landschaftsräume und Wegenetze werden detailliert untersucht und charakterisiert und eine münchenspezifische Wegetypologie entwickelt. Beispielhaft werden Ansätze und Entwürfe für die Gestaltung der Wege entwickelt. Strategische Bausteine zeigen, wie sich die Ideen konkret umsetzen lassen. Am Ende stehen Konzepte für den gesamten Grüngürtel, für die Sicherung und Weiterentwicklung der Grüngürtellandschaften und konkrete Verbesserungsvorschläge am Beispiel der Wegelandschaften im Münchner Norden. Kriterien für die Wegeauswahl, Wegetypologie und die Arbeit mit wahrnehmungsleitenden Raumstrukturen und Wegegrundgerüst werden als WERKZEUGE FÜR DIE QUALIFIZIERUNG VON GRÜNGÜRTELLANDSCHAFTEN entwickelt, angewendet und getestet.

Erarbeitet wurde die Studie in einem KO-KREATIVEN PROZESS, in dem Fachleute aus den Verwaltungen der Landeshauptstadt und ihrer Nachbarkommunen, lokale Schlüsselpersonen, etwa aus Naturschutz- und Umweltverbänden, und die interessierte Öffentlichkeit beteiligt waren. Ein wichtiges Element des Prozesses waren WALKS, auf denen sich unterschiedliche Akteure vor Ort über Potenziale und Herausforderungen verständigen konnten. So trug schon der Entstehungsprozess der Studie zur Wertschätzung des Münchner Grüngürtels und seiner Landschaften bei.

Die Studie ist Beispiel für eine INFORMELLE, GESTALTENDE LANDSCHAFTPLANUNG, die das Landschaftserleben mitdenkt. Die Konzepte zur strategischen Steuerung und Gestaltung stadtnaher Landschaften sind informeller Natur, stellen die Anschlussfähigkeit an formelle Planungen sicher. Auf einem Maßstab, der die interkommunale Kooperation nötig macht, wird an konkreten, Landschaftsstrukturen – den WEGEN ALS LINEAREN GRÜNEN INFRASTRUKTUREN – angesetzt. Ein Ergebnis ist ein Netz öffentlicher Wege-Landschaften.

Die Studie zeichnet sich durch eine INTUITIV VERSTÄNDLICHE BILDSPRACHE aus, die auch Akteure ohne Planungshintergrund anspricht und einbindet. Die entwickelten Typologien und Raumbilder sind ortsspezifisch und stellen gleichzeitig übertragbares Transformationswissen dar. Aktuell wird ein Vertiefungsbereich im Münchner Westen bearbeitet.

 

Projektziel

Die Studie “Wege machen Landschaft” und die daraus abgeleiteten Wegekonzepte für bestimmte Teilräume sind Grundlagen für die Landschaftsentwicklung im Grüngürtel. Gleichzeit stärken sie die interkommunale Zusammenarbeit und tragen zur In-Wert-Setzung der vielfältigen Landschaftsräume rund um München bei.

Projektträger

Landeshauptstadt München
Referat für Stadtplanung und Bauordnung
Abteilung Grünplanung

Ansprechperson:
Matthias Lampert
Blumenstraße 28b, 80331 München

Telefon: 089-233-24976
E-Mail: matthias.lampert@muenchen.de

Projekterfolge und Meilensteine

Einbindung zahlreicher unterschiedlicher Akteur*innen und Interessen.

Symposium zum Thema Ende 2019

Nominierung der Studie zum Bundespreis Stadtgrün 2020 und zum Deutschen Landschaftsarchitekturpreis 2021

erste Schritte in Richtung Umsetzung konkreter Projekte: Machbarkeitsstudie für eine Brücke über den Würmkanal / Planungen für das südliche Vorfeld der Fröttmaninger Heide.

Projektbeteiligte und Kooperationspartner*innen

Auftragnehmer:
freiwurf Landschaftsarchitekturen – Börries v. Detten, Hannover
Landschaft 3* – Prof. Dr. Henrik Schultz, Osnabrück/ Berlin

Mitmachende:
zahlreiche Akteur*innen aus der Landeshauptstadt München und ihrer Nachbarkommunen

Herausforderungen und Lösungsstrategien
Abstimmung, Sonstige
Lösungsstrategien
Um möglichst viele Akteure einzubinden, wurden verschiedene Veranstaltungsformate genutzt, etwa eine projektbegleitende Fachgruppe aus Behördenvertreter*innen, Walks mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen vor Ort oder interkommunale Workshops. Die Auftragnehmer hatten ihre Ideen und Vorschläge mit konkreten Entwurfsbeispielen hinterlegt, die freilich auf der Betrachtungsebene der Studie nicht im Detail auf ihre konkrete Machbarkeit überprüft werden konnten (was auch nicht das Anliegen der Studie war). Das sorgte für Missverständnisse.



Unabhängig davon ist die Frage der Umsetzbarkeit der Ideen noch offen. Zwar fließen sie in konkrete Planungen und Diskussionen vor Ort ein, lassen sich aber vor allem aufgrund fehlender Flächen, spezifischer Fachbelange, verfahrensspezifischer Vorgaben und ungesicherter Finanzierung nicht leicht realisieren. Möglicherweise kann eine eigenständige Institution, die die Belange der Landschaftsentwicklung vertritt, hier hilfreiche Impulse setzen.
Strategische Zielsetzungen
Bündnisse und Initiativen anstoßen und unterstützen, Akteure vernetzen, Zusammenarbeit fördern, Neue Wege und Methoden ausprobieren, Sonstige
Status
laufend
Zeitraum
2017 – 2019 (Grundlagenstudie), 2020 – 2022 (Vertiefung Münchner Westen), weitere Vertiefungen sind noch offen
Art des Projekts
strategisches Projekt
Weitere verwandte Themen
Interkommunale Kooperation, Kultur und Freizeit