Neue Dorfmitte Denklingen_Gasthof Hirsch: Umnutzung zum Rathaus und Bürgersaal

Durch den Umbau des alten Gasthofs zum Rathaus und Bürgersaal wurde dem Dorf Denklingen – im Einzugsraum Münchens liegend – seine Dorfmitte zurückgegeben. Durch sein imposantes Dach ist das Gebäude bereits von Weitem sichtbar.

Der unter Denkmalschutz stehende Gasthof Hirsch wurde im Jahr 1668 anstelle eines Vorgängerbaus errichtet. 1974 zerstörte ein Brand den Dachstuhl und die Giebelwände. 2014 stand das Gebäude zum Verkauf. In der Folge zweier Machbarkeitsstudien wurde festgestellt, dass ein barrierefreies Rathaus möglich ist, wenn der bestehende Anbau durch einen neuen Anbau mit Treppenhaus und Aufzug ersetzt wird. Daraufhin wurde beschlossen, das Gebäude zum Rathaus mit Bürgersaal für die Gemeinde Denklingen umzunutzen, zu sanieren und zu erweitern.

Durch die geplante Nutzung als Rathaus kann Rücksicht auf die bestehende Grundrissstruktur des Gasthofs genommen werden. Die kleinteilige Struktur im Erdgeschoss wird für die Büroeinheiten genutzt. Dabei wurden die in den späteren Jahren hinzugefügte Einbauten entfernt und die ursprüngliche Struktur wieder hergestellt. Die alten Balken sind statisch tragend und konnten durch eine Holzbetonverbunddecke erhalten werden. Außerdem wurde sowohl im Alt-, als auch im Neubau ein weißer, geschliffener Estrich aufgetragen, der die beiden Gebäudeteile miteinander verbindet und für eine helle und freundliche Atmosphäre sorgt.

Der in den 70er Jahren eingebrachte Tanzsaal im Obergeschoss wird durch Trennwände in eine adäquate Bürostruktur unterteilt, die in Form eines Glasschwertes eine Fuge zum Bestand ausbilden. Dadurch bleibt der große Raum weiterhin spürbar. So wird diesem imposanten Raum eine Nutzung zugeführt, und der Raum für alle Bewohner Denklingens erlebbar gemacht.

Durch die wieder eingebrachten Wände im OG konnte der Überzug im Dachraum entfernt werden, und somit ein großzügiger Saal geschaffen werden. Im großen Dachstuhl des Gasthofes wurde der Bürgersaal untergebracht. So wurde diesem beeindruckenden Raum wieder eine Nutzung zugeführt, und der Raum für alle Bewohner Denklingens erlebbar gemacht.

Kennzahlen des Projekts

NGF 1086 m²

BRI 4.458 m²

GRZ 0,38

GFZ 1,04

Grundstücksfläche 1.104 m²

Außenbereich 7.200 m²

Besonderheiten des Projekts

Unsere Dörfer sind einem großen Wandel ausgesetzt, Höfe werden aufgegeben, die angestammte Bevölkerung schwindet, Familien aus Stadtrandbereichen ziehen zu. Dies alles bewirkt, dass die Dorfmitten veröden, Gasthöfe leer stehen, Läden und Bäckereien schließen, weil sie nicht mehr rentabel sind, oder sich keine Nachfolger finden. An den Rändern der Dörfer entstehen uniforme Einfamilienhaussiedlungen, ohne gemeinschaftliche Flächen für Begegnungen.

Wie kann man diese Verarmung stoppen, die bewirkt, dass weite Wege in Kauf genommen werden um das Tägliche einzukaufen, Bekannte zu treffen, Gemeinschaft zu erleben? Die teils schönen, teils stattlichen, manches Mal sehr verlotterten Häuser unserer Dorfmitten erzählen Geschichten von Menschen, die hier gelebt und gearbeitet, getanzt und gefeiert haben. Es steckt viel Energie in diesen Häusern, Steine die gebrannt wurden, Bäume die gefällt wurden – und Ideen und Muskelkraft von Menschen, die sie errichtet haben. Deshalb sollten sie ein zweites oder auch drittes Leben bekommen, eine Nachnutzung wie dies beim Umbau des alten Gasthofs Hirsch zum Rathaus mit Bürgersaal geschehen ist.

Die Belebung des leerstehenden Gasthofes mit der neuen Nutzung als Rathaus und Bürgersaal und der umfassenden Platzgestaltung davor, gibt der Dorfmitte neue Kraft. Hier ist Freiraum zur Entfaltung neuen Zusammenlebens entstanden, für Wochenmärkte, Dorffeste aber auch Begegnungen aller Art im Alltag.

Im Anbau wurden ein Aufzug für die barrierefreie Nutzung, ein Erschließungs- und ein notwendiges Fluchttreppenhaus untergebracht sowie die Sanitärräume. Diese notwendigen Maßnahmen hätten für den Bestand einen massiven Eingriff in dessen Substanz bedeutet und sind somit ausgelagert worden. Der Anbau schenkt dem Gebäude nun auch von Norden her ein neues Gesicht, dient als Funktionseinheit und vervollständigt den Bestand zu einer neuzeitlichen Nutzung. Die Grundlage des Konzeptes bildet eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Strukturen des Gebäudes, sowie der Erhalt und das Erlebbarmachen der verbliebenen historischen Substanz. Dabei wurde mit dem Gebäude und seinen Ressourcen, wie auch seiner Geschichte gearbeitet.

Projektziel

Ziel war die Nachnutzung des alten Gasthofs Hirsch zum Rathaus mit Bürgersaal.
Die Belebung des leerstehenden Gasthofes mit der neuen Nutzung als Rathaus und Bürgersaal und der umfassenden Platzgestaltung davor gibt der Dorfmitte neue Kraft. Hier ist Freiraum zur Entfaltung neuen Zusammenlebens entstanden für Wochenmärkte, Dorffeste aber auch Begegnungen aller Art im Alltag.
Der bestehende Anbau war durch einen neuen Anbau mit Treppenhaus und Aufzug zu ersetzen. Der Anbau schenkt dem Gebäude nun auch von Norden her ein neues Gesicht, dient als Funktionseinheit und vervollständigt den Bestand zu einer neuzeitlichen Nutzung.

Projektträger

Gemeinde Denklingen
Herr 1. Bürgermeister Andreas Braunegger
Rathausplatz 1
86920 Denklingen

Projekterfolge und Meilensteine

Preis für Baukultur 2020

Anerkennung Betonpreis 2021

Bundespreis Umwelt und Bauen 2021

Projektbeteiligte und Kooperationspartner*innen

Behringer Beratende Ingenieure GmbH München, Statik

Pätzold Sachverständige Kempten, Brandschutz

Stich Ingenieure. Partner Peißenbert, ELT

Müller-BBM GmbH, Planegg, Akustik

GETECH GmbH Schwabmünchen, HLS

Tropp Ligthing Design Weilheim, Licht

Terra Nova München, Landschaftsarchitekt

Herausforderungen und Lösungsstrategien
Abstimmung, Finanzierung
Projektkosten
4,35 Mio
Projektfinanzierung
durch kommunalen Haushalt, durch kommunale Fördermittel, durch staatliche Fördermittel
Strategische Zielsetzungen
mehr Beteiligung ermöglichen, Bündnisse und Initiativen anstoßen und unterstützen, Akteure vernetzen, Zusammenarbeit fördern, Neue Wege und Methoden ausprobieren
Status
abgeschlossen
Zeitraum
September 2015 – September 2019
Art des Projekts
operatives Projekt
Weitere verwandte Themen
Digitalisierung, Interkommunale Kooperation, Klimaschutz und Klimaanpassung, Kultur und Freizeit