Supermarkt mit Wohnen in der Ortsmitte Wörthsee

Architektur, die weiterdenkt: Entgegen der üblichen Herangehensweise, Gewerbe und Wohnen zu trennen, werden in Wörthsee im Landkreis Starnberg beide Nutzungen in einem Gebäude vereint und die Bautypologie eines Lebensmittelmarktes durch die Ergänzung mit einer Wohnnutzung aufgewertet. So konnte ein Vollsortimenter auf verringerter Grundfläche in der Nähe des Ortskerns angesiedelt, eine ausreichende Nahversorgung auf barrierefreien Wegen garantiert und zugleich bedarfsgerechter sowie bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.

Besonderheiten des Projekts

Oben wohnen, unten einkaufen: In Wörthsee wurden Gewerbe und Wohnen gelungen vereint. Die besondere Architektur des Gebäudes resultiert dabei aus der geschickten Einbindung in die Topografie. Anders als üblich liegt dieser Supermarkt an einer Hangkante. Um den vermeintlichen Nachteil auszugleichen, wurde mehrgeschossig gebaut. Die ebene Fläche wird für das Parken genutzt, das Gebäude selbst steht im Hang. Unter dem Supermarkt befinden sich die Parkplätze für Mieter*innen und Mitarbeiter*innen, darüber 21 Starterapartments und Zweizimmerwohnungen von ca. 28 bis 63 qm. Die Bodenversiegelung wird durch den Wohnungsbau sinnvoll ergänzt und der Landverbrauch entscheidend minimiert. Übliche Störfaktoren von Gewerbebauten wie Lärmemissionen werden gekonnt vermieden – etwa durch eine voll eingehauste Anlieferungszone.

Die Form des Gebäudes folgt der Funktion. Auf einem in den Hang hineingeschobenen Sockel sitzt ein recht geschlossener Holzbaukörper – der Laden – und auf diesem leicht versetzt das Wohngeschoss. Dieses kragt dreiseitig aus und staffelt sich im Norden zurück. So wird der Baukörper gegliedert, orientiert sich an ortsüblichen Gebäudehöhen und ermöglicht gedeckte Eingangsbereiche sowie vorgelagerte Dachterrassen, die einen wichtigen Puffer zwischen Markt und Privatbereich schaffen. Die bewusst kleinen, aber qualitativ hochwertigen Wohnflächen entsprechen dem aktuellen Wohnraumbedarf der Gemeinde. Sie werden durch funktionale und zugleich einladende Gemeinschaftsflächen sinnvoll ergänzt. Ein Waschraum mit Sitzecke und Dachterrasse, eine Loggia mit Hochbeet oder eine Fahrradwerkstatt fungieren mit ihrer hohen Aufenthaltsqualität als Orte der Begegnung für ein lebendiges Miteinander. Alle Wohn- und Gemeinschaftsräume sind barrierefrei erreichbar. Um vorrangig Gemeindebürger anzusprechen, gab es exklusiv für Einheimische einen vierwöchigen Vorvermietungszeitraum.

Im Zusammenspiel mit der umgebenden Natur ist die Gestaltung bewusst unaufgeregt gehalten. Die Marktfassade ist mit einer feinen Lattung aus Naturholz verschalt, in die ein Oberlichtband integriert ist. Das Erdgeschoss wurde in Holzhybridbauweise errichtet, die Gebäudehülle sowie die Wohnungen sind in reiner Holzbauweise entwickelt. Holz in natürlicher Vergrauung, typisch für die traditionellen Zweckbauten der Region, gibt dem Gebäude ein dauerhaftes Gepräge. Zeitlos und konsequent nachhaltig. Positiver Nebeneffekt: Das Holz von Fassade und Gebäudekonstruktion speichert 380 Tonnen CO2. Modulare Bäder steigern die Effizienz. Die Wärmeversorgung erfolgt via Hackschnitzelkraftwerk. Zusätzliche Synergien entstehen durch die ganzheitliche Nutzung der Abwärme des Marktes.

Projekterfolge und Meilensteine
Projektbeteiligte und Kooperationspartner*innen
  • Bauherr: Max von Bredow Baukultur GmbH, Kolbermoor
  • Architekturbüro: HK Architekten, Hermann Kaufmann + Partner ZT GmbH, Schwarzach AT
  • Partnerbüro: Huß Kühfuss Schüle PartG mbB, München
  • Freiraumplanung: TERRABIOTA Land­schaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH, Starnberg
  • Statik: a.k.a. ingenieure, München
  • Brandschutz: FIRE & TIMBER .ING GmbH, München
  • HLSE: Ingenieurbüro Ingo Geib GmbH, München
  • Bauphysik: Hoock & Partner Sachverständige, Regensburg
  • Lean Site Management: Drees & Sommer, München
Status
abgeschlossen
Zeitraum
2022 – 2023
Art des Projekts
operatives Projekt