Ein lebendiges Quartier für Bad Feilnbach – das entstand auf Initiative des Bauherrn auf dem brachliegenden Gelände einer ehemaligen Kurklinik in enger Kooperation mit Grundstückseigentümer, Gemeinde und Gundelstiftung. Dabei entstanden fünf Mehrgenerationenhäuser mit 52 teils kommunal geförderten, barrierefreien Wohnungen von 40 bis 120 Quadratmetern, ein Kindergarten, ein öffentlicher Spielplatz, eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für Senior*innen sowie Begegnungsstätten für Bewohner*innen, Bürger*innen und Vereine. Kurzum: Ein Ort für das Zusammenleben von Jung und Alt, der Mehrwert für die ganze Gemeinde bietet. Von Beginn an wurde dabei auf kooperatives Bauen gesetzt und freiwillig eine umfassende Bürgerbeteiligung initiiert. So entstanden bedarfsgerechte Infrastrukturen für alle Generationen und ein Quartier, das eine Symbiose mit seiner Umgebung eingeht.
Tannenhof Bad Feilnbach
Eine neue Mitte für Bad Feilnbach: Mit dem Tannenhof konnte eine zentrale, bereits versiegelte Fläche im Ortszentrum der Gemeinde gelungen revitalisiert und neuer Lebensraum geschaffen werden. So leben heute vom Kindergartenkind bis zu den Senior*innen der ambulant betreuten Wohngemeinschaft im Quartier alle ein wertvolles Miteinander. Das Bad Feilnbacher Wohnzimmer, ein Gemeinschaftsraum ohne Konsumzwang, wird als zentraler Ort der Begegnung von Bewohner*innen, Bürger*innen, Vereinen oder der VHS für facettenreiche Aktivitäten genutzt und ist – wie weitere Ideen – im mehrstufigen Bürgerbeteiligungsprozess entstanden. Ein Quartiersverein fördert die Gemeinschaft innerhalb und die Integration des Quartiers im Ort. Die zentrale Verankerung der Nachbarschaftshilfe im Quartier stärkt zudem die Idee, speziell Senior*innen zu ermöglichen möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben zu können. Um vor allem Gemeindebürger anzusprechen, gab es zudem einen vier-wöchigen Vorverkaufszeitraum für Einheimische. Das Grundstück selbst wurde gegen Wohnungen getauscht, sodass der ehemalige Eigentümer weiter mit dem Tannenhof verbunden bleibt.
Durch die Historie als Kurort ist die Ortsmitte von großen Kubaturen geprägt. Das Quartier aus fünf schräg zueinanderstehenden Gebäuden vermittelt nun zwischen den großen Gebäuden an der Hauptstraße und der dahinter liegenden kleinteiligen Ortsstruktur mit Einfamilienhäusern. Die gesamte Durchwegung ist dabei öffentlich zugänglich und wird mit Gemeinschafts-Hochbeeten sowie Ratschbankerln belebt. Gebäude mit verstärkt öffentlichen Funktionen befinden sich nahe der Straße und den Plätzen. Die Architektur setzt um, was sich die Bürger*innen gewünscht haben: Zeitgemäß und dennoch regionaltypisch. Die traditionellen Fassaden bestechen durch leichte Grüntöne, heller Besenstrich-Putzfassade sowie naturbelassener vertikaler Holzverschalung. Jedes Gebäude hat einen eigenständigen Charakter und ist zugleich ein verwandter Teil des Ganzen. Die für Bad Feilnbach typischen Obstbäume stärken die regionale Identität. Ein ganzheitlicher Ansatz sorgt für kluge Ressourcennutzung. Alle Häuser verfügen über eine hochwertige thermische Hülle und äußerst günstige Wärmebedarfswerte. Die Energieversorgung erfolgt über ein regionales Hackschnitzelkraftwerk, das mit Waldrestholz aus der Durchforstung umliegender Wälder betrieben wird, welches direkt von den Walbauern geliefert wird. Der Stellplatzschlüssel wurde abweichend von der Stellplatzsatzung reduziert und Carsharing initiiert. Die bauliche Umsetzung erfolgte ausschließlich mit Handwerkern aus der Region.
- Begrünung, Besonderheiten der Freianlagen (Mietergärten, Spiel- & Gemeinschaftseinrichtungen)
- Bürgerschaftliches Engagement, Beteiligung, Kooperative Planung, Bottom-Up-Projekte bzw. Graswurzelbewegungen
- Inklusion, Barrierefreiheit, soziale Teilhabe
- Lebenswerte Orte, starke Gemeinschaft und Nachbarschaft, soziokultureller Mehrwert für die Öffentlichkeit
- Nachhaltige Energieversorgung, Energiekonzepte
- Nutzungsmischung, Stadt der kurzen Wege
- Schaffen von bezahlbarem Wohnraum, innovative Wohnkonzepte
- Schonender Umgang mit Fläche, Bestandsqualifizierung, Innenentwicklung
- Umweltschonende Mobilitätsplanung, Mobilitätskonzepte, Berücksichtigung unterschiedlicher Mobilitätsformen
- Vernetzung von Akteur*innen, Förderung von Zusammenarbeit
- POLIS Award: 2. Platz
- ICONIC Award Innovative Architecture: Best of Best
- Teilnahme an den Architektouren 2024: Tannenhof, Bad Feilnbach – Bayerische Architektenkammer (byak.de)
- Bauherr: Max von Bredow Baukultur GmbH, Kolbermoor
- Architekturbüro: Hölzl Knote Frischholz Architekten und Innenarchitektin PartG mbB, Tegernsee
- Freiraumplanung: Uwe Schmidt Planungsbüro, Metten
- Moderation für Bürgerbeteiligung: nonconform ideenwerkstatt GmbH, Rosenheim
- Statik: Guggenbichler + Wagenstaller GbR, Rosenheim
- Brandschutz: Kersken + Kirchner GmbH, München
- Elektro: PBM Planungsbüro für Elektrotechnik, Neubeuern
- HLS: Wastl Ingenieure GmbH, Kolbermoor
- Bauphysik: PMI GmbH, Unterhaching
- Lean Site Management: Drees & Sommer, München